Hochwasser: 04. Juni 1981
Es waren ungewöhnlich schwere Gewitter mit sintflutartigen Regenfällen, die in der Nacht zum 4. Juni 1981 Südniedersachsen heimsuchten. Die Folge: Eines der schwersten Hochwasser in der Geschichte der Region. Viele bezeichnen die damalige Flut als Jahrhunderthochwasser.
Die Böden konnten kaum noch Wasser aufnehmen, weil es bereits in der Nacht zum Mittwoch nach einem Temperatursturz von bis zu 15 Grad heftig geregnet hatte Nach siebenstündigem Dauerregen waren in der Region Kassel 40 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. In Südniedersachsen waren bereits am Mittwoch in Lödingsen zahlreiche Keller und Stallungen vollgelaufen.
Ab Mittwochabend schon kämpfen Feuerwehrleute gegen die schnell ansteigenden Fluten. Für die Landkreise Göttingen, Northeim und Werra-Meißner-Kreis wird am Donnerstag, 4. Juni, Katastrophenalarm ausgelöst. Menschen sind von den Fluten eingeschlossen, Vieh ertrinkt in seinen Ställen. Aus der Zuckerfabrik Obernjesa müssen mehrere eingeschlossene Menschen mit Booten gerettet werden. In Friedland und in Bremke pumpt die Feuerwehr Keller aus und rettet Vieh in allerletzter Minute von den Weiden. Die Garte reißt Autos und Tiere mit sich und überflutet Teile Diemardens.
Am Donnerstag steigt der Leinepegel auf 3,69 Meter – die höchste Marke seit dem Hochwasser von 1961. Der Fluss nimmt im Stadtgebiet jetzt die gesamte Breite des Leinebetts ein. Das Umspannwerk an der Leine säuft ab, einen Totalausfall kann die Feuerwehr gerade noch verhindern. Bei Feinprüf – heute Mahr – am Brauweg bricht der Leinedamm.
In Herberhausen fließt das Wasser in Strömen die Straßen hinunter, einen halben Meter hohe Sturzbäche überfluten Keller und Garagen. Ein Mann kommt in Gieboldehausen durch Stromschlag ums Leben: Er hatte versucht, im Keller seines Hauses einen Elektroherd vom Stromnetz zu trennen. Und in Bovenden muss das Altdorf provisorisch eingedeicht und ein Stichkanal in die Straße getrieben werden, weil sich die Leine an der Straße nach Lenglern so stark staut, dass der gesamte Ort vollzulaufen droht.
Noch schlimmere Auswirkungen hat das Hochwasser in Stadt und Landkreis Northeim. Weil ein Rhumedeich bricht, laufen Teile des Stadtgebiets voll. Wohngebiete an der Rhume müssen evakuiert werden. Besonders stark betroffen sind auch Nörten-Hardenberg, Hardegsen, Uslar und Moringen.
Das Land zieht Konsequenzen aus der Hochwasserkatastrophe. In den zehn Jahren nach 1981 entstehen entlang von Leine und Rhume kilometerlange Dämme und Deiche. Unter anderem wird Hollenstedt nordwestlich von Northeim, das immer wieder mit Hochwasserproblemen zu kämpfen hatte, eingedeicht. Das eine Million Kubikmeter fassende Hochwasserrückhaltebecken zwischen Hollenstedt und Salzderhelden, mit dessen Bau schon 1972 begonnen worden war, konnte 1981 seine Wirkung noch nicht voll entfalten – es wird erst 1994 in Betrieb genommen. Göttingens Rückhaltebecken hingegen ist bis heute nicht gebaut.
(Quelle: GT v. 03.06.2011)
Auswirkungen auf Benniehausen: